18.05.2022 – Pforzheim und die Lateinschule. Über die Bedeutung der Stadt des Humanismus“

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Pforzheimer Zeitung vom 20.05.2022:

„Katalysator für einen bürgerlichen Aufschwung“

Jeff Klotz referiert über Pforzheim und die Lateinschule.

Pforzheim ganz im Zeichen des Humanismus und damit auch der europäischen Geistesgeschichte – dieses Bild mit vielen neuen Erkenntnissen über berühmte Söhne der Stadt präsentierte der bekannte Historiker und Verleger Jeff Klotz seinem Publikum. Im Vortrag mit dem Titel „Pforzheim und die Lateinschule. Über die Bedeutung der Stadt des Humanismus“ im Logenhaus der Freimaurerloge Reuchlin (Villa Becker) am vergangenen Mittwoch ging er dabei nicht nur auf Bildungseinrichtung und Zeitumstände ein.
Passend zum Reuchlin-Jahr stellte er die Frage nach dem Stand der Bildung zur Zeit des 14./15. Jahrhunderts, in dem zum Beispiel Georg Simmler als Leiter der Lateinschule gewirkt hatte. Bildung und übergeordnet auch die Moral stellten den Zusammenhang zwischen dem Referenten und der Freimaurerloge, einem Männerbund mit Ritualen und Traditionen, her.

„Die Menschen in unserem Kreise in der Loge sind sehr interessiert an Kultur. Dann haben wir Jeff Klotz angefragt, ob er Interesse daran hätte, bei uns einen Vortrag zum Thema zu halten“, erklärte Roland Klink, Meister vom Stuhl der Johannis-Freimaurerloge Reuchlin Nr. 409 i. O. Pforzheim im Vorfeld. Die Herausgabe des Buches „Pforzheim. Ein Zentrum des Humanismus in Deutschland“, das im J.S. Klotz Verlagshaus erschienen ist, haben die Mitglieder der Loge finanziert. Der Bruderbund versuche, über solche Veranstaltungen auf sich aufmerksam zu machen und neue Mitglieder zu gewinnen.
Im Vortrag hob Klotz die Lateinschule als Zentrum der Elitenbildung hervor. „Sie dienten als Katalysator für einen bürgerlichen Aufschwung, denn die Schüler kamen aus einfachen Familien“, so Klotz. Mithilfe der Lehrzeit an der Lateinschule konnte man die universitäre Laufbahn, inklusive des Abschlusses des Magister Artium und einer Professur, verkürzen. Viele der Schüler verließen die Stadt dann Richtung Würzburg oder Heidelberg zum Beispiel. So war Georg Simmler, Leiter der Lateinschule, auch Professor in Tübingen. Johannes Heynlin wurde um das Jahr 1430 im Marktort Stein, nahe der damaligen Residenzstadt Pforzheim, geboren. Auch er ist ein Beispiel bürgerlichen Aufschwungs, wurde er doch 1470 als erster Deutscher Prior an der Universität Sorbonne in Paris. Zeitgleich mit der Verlegung der badischen Residenz nach Durlach im Jahr 1568, ging die Lateinschule ins Gymnasium illustre über. Sie hat nichts von ihrem Glanz verloren, was der Applaus des Publikums bewies.

Jennifer Warzecha , PZ