24.07.2022 – Lied & Tanz, Choral & Motette

Museumspädagogik im Museum Johannes Reuchlin

Pforzheimer Zeitung vom 26.07.2022:

In Reuchlins Zeit ist Musik drin

Musikschüler geben abwechslungsreiches Gesprächskonzert.

Lied und Tanz, Choral und Motette: Das Gesprächskonzert in der Musikschule war einer der Beiträge zum Reuchlinjahr, die ein deutlich größeres Publikum verdient gehabt hätten. Hatten die jungen Leute sich doch ihrem Thema besonders liebevoll gewidmet. Adelheid Bartel, Lehrkraft für Blockflöte und Kammermusik, hatte ein schlüssiges Konzept entwickelt und erfüllte dies mit ihren Schülerinnen und Schülern mit Leben.
Lilly Rausch (beim Konzert verhindert), Hannah Frank, Marie Pilz, Pauline Kolbe, Simon Christian Kienzle, Markus Schulz und Leo Goll hatten sich mit ihrer Lehrerin intensiv mit Leben, Werk und Hintergrund Johannes Reuchlins auseinandergesetzt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit trugen sie in kleinen Gesprächsblöcken vor und hauchten den Informationen mit den passenden Musikstücken aus der Zeit vom 14. bis 17. Jahrhundert sowie einer zeitgenössischen Bearbeitung Leben ein.
Unterstützt wurden sie von Gast Cornelia Gengenbach an Cembalo und Klavier und Cornelia Goll (Sopran). Zu erleben waren exotisch anmutende Blockflöten vom kleinen Sopranino bis zur großen Bassblockflöte, von ihren Spielern schon recht routiniert beherrscht. Ob fröhliches Treiben auf dem Marktplatz, Stampf- und höfische Tanzlieder oder französische Gesangstücke, die Reuchlins Zeit in Paris illustrierten, es entstand ein lebhaftes Bild von den unterschiedlichen Musikstilen der Renaissance und den Jahrhunderten davor und danach. Ein Highlight der Kanon „Summer is cumen in“ aus dem 13. Jahrhundert, das älteste schriftlich überlieferte Musikstück seiner Art.
Reuchlin war ein Liebhaber edler Tropfen, wie aus einem Briefwechsel mit einem Freund hervorgeht, also gab es mit „Tourdion“ auch ein Trinklied zu hören. Seine Beschäftigung mit der hebräischen Sprache und der jüdischen Kultur untermalte sephardisches Liedgut in einer Überlieferung und einer zeitgenössischen Bearbeitung. Zum Schluss erklang der „Verleih uns Frieden gnädiglich“ als Choral von Martin Luther und als Motette von seinem Zeitgenossen Balthasar Resinarius. Den kräftigen Beifall der kleinen, aber sehr interessierten Zuhörerschar hatten sich die jungen Musikerinnen und Musiker redlich verdient.

Uta Volz, Pforzheimer Zeitung