Der andere Reuchlin
Pforzheimer Zeitung vom 30.04.2022:
Drei hiesige Lions Clubs nehmen den Humanisten bei gemeinsamer Veranstaltung in Fokus.
Pforzheim. Als schillernde Persönlichkeit mit zahllosen Facetten beschrieb Verleger Jeff Klotz den Philosophen Johannes Reuchlin in einer gemeinsamen Veranstaltung der drei Lions Clubs Pforzheim, Pforzheim-Enz und Pforzheim Johannes Reuchlin.
Neben den bekannten Themen wie Toleranz und Humanität schilderte er in seinem lebendigen Vortrag auch die eher unbekannten Seiten des großen Sohnes der Stadt. Dazu zählen etwa die frühe Aufnahme als Chorsänger an den markgräflichen Hof, seine Tätigkeit als Diplomat oder auch sein Wirken als eine Art früher „Networker“ mit sehr guten Kontakten in ganz Europa. Dabei agierte er nicht immer nur zum Wohle Pforzheims, wie etwa mit der Abwerbung des größten Teils der Professoren der renommierten Pforzheimer Lateinschule nach Tübingen, was letztlich deren Niedergang einläutete.
Die amtierenden Präsidenten der drei Clubs, Martin Steiner, Andreas Herrmann und Nicole Wetzel – deren Club Reuchlin sogar als Namensgeber diente –, hatten die Veranstaltung als gemeinsamen Beitrag zum aktuellen Reuchlinjahr aus Anlass seines 500. Todestags konzipiert. Sie begrüßten neben Jeff Klotz auch Raphael Mürle, der mit seiner lebensgroßen Figur „Mensch Reuchlin“ eine eindrucksvolle Szene präsentierte. Er suchte darin nicht nur humorvolle Verbindungen zur Gegenwart, sondern sprach auch die ernsten Themen in Reuchlins Leben, wie etwa seinen Einsatz gegen die Verbrennung jüdischer Bücher, an.
Geplante Ausstellung
Klotz‘ Vortrag wird über den Abend hinaus Früchte tragen und in die geplante Ausstellung des Remchinger Römermuseums über Persönlichkeiten um das Jahr 1500 einfließen. Mürles Figur eines „neuen Reuchlin“ entstand auf Initiative und mit Unterstützung des Lions Clubs Pforzheim Johannes Reuchlin und weiterer Förderer. Sie wird das Reuchlinjahr in unterschiedlichen Formaten, auch für Jugendliche, weiter begleiten.