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Reuchlinjahr 2022

Reuchlinjahr 2022

Mit dem Reuchlinjahr 2022 feiert Pforzheim ein Jubiläum zum Mitmachen für die ganze Stadtgesellschaft. Die Botschaften des Humanisten und Anwalts der Menschenrechte sind heute noch hoch aktuell.

Pforzheimer Zeitung vom 02.02.2022:

Hochschulstudierende eröffnen Ausstellung an diesem Sonntag.
Arbeiten der Abteilung Skulptur widmen sich dem Humanismus.

Kirche und Kunst treten bei dieser Ausstellung in eine ganz besondere Verbindung. Sie bietet kein durchgängiges Konzept, sondern einen spannenden Werk-statt-Charakter. Und sie illustriert, auf welch vielfältige Weise sich 37 Studierende der Hochschule Pforzheim mit dem Gestalten skulpturaler Elemente auseinandersetzen. Etwa 50 unter der Leitung von Professor Vito Pace in den Pandemie-Semestern entstandene Arbeiten sind ab diesem Sonntag in der Raphael-Kirche zu sehen, später auch flankierend zur Werkschau. Thematische Klammer ist der Humanismus, als pädagogisches Prinzip für die Lehre, erklärt Pace. Noch vor dem Reuchlin-Jubiläumsjahr und da-von losgelöst, habe er begonnen, sich damit zu beschäftigen.
Experimentierraum und Labor: Die brutalistische Sichtbeton-Architektur bereitet die Bühne. Da gibt es Skizzen zu sehen, roh an die Wand geklebt, aber auch archaische Arbeiten, Stile von Renaissance bis Bauhaus, sowie konzeptuelle Installationen, in Interaktion mit dem Kirchen-raum: das den Tod reflektierende Werk in der Krypta, luftig-leicht nach oben steigende Engel, die an einen Stuhl gelehnte, sich scheinbar auflösende menschliche Form, oder von den Wänden ragende Hände. Mal umschließen sie eine Weltkugel, mal geht ein Nagel mittendurch. Die auffallend vielen Hände in der Raphael-Kirche, als Symbol für den Menschen und seine Interaktion, berühren Mitkuratorin Monika Ziemer. „Wir gestalten die Welt mit unseren Händen – und die Kunstwerke.“ Aber auch das Herz, Zeichen für Liebe und Empathie, oder Ohren als jenes Sinnesorgan, durch das die Welt zu uns dringt, hebt Ziemer hervor.
Einige Ohren hat Rena Riedel gestaltet, mal kleinformatig gestickt, mal dreidimensional als große Muschel. Inspiriert habe sie die aktuelle Situation. „Man muss wieder zuhören, um sich auf etwas einzulassen“, sagt sie. Desiree Wenskus studiert ebenfalls Visuelle Kommunikation. Ihre am Eingang positionierte Skulptur ist von Gegensätzen beeinflusst. „Wenn im Leben etwas passiert und sich die Situation ins Gegenteil dreht, wie bei Corona.“ Ausgangspunkt war ein Luftballon: leicht, verformbar, warm. Durch die Arbeit mit Gips durchlebt das Objekt eine Transformation, wird schwer und kalt. Zusammengequetscht durch ein dickes Seil löst es Beklemmung aus. Auch Nico Alber (Transportation Design) arbeitet mit Kontrasten. Seine Hände sind teils glatt, an den Fingern aber rau und unbearbeitet. Er verwendete natürliche und künstliche Materialien.
Ein wesentliches Element, das die Ausstellung mit dem Bildungsmoment verbindet, sind, so Pace, die humanistischen Studien. Während des Seminars wurden daher neben den traditionell dem Humanismus zugeschriebenen Themen – das Entdecken der menschlichen Natur und Würde – auch konzeptionelle Fragen behandelt.
In den oberen Stockwerken der Kirche sind unterschiedliche Bearbeitungen eines Materialblocks zu sehen. Hier etwas weglassen, dort etwas hinzufügen, um zur Essenz vorzustoßen: „Es geht in der Bildhauerei immer um die Suche nach Form durch Subtraktion und Addition – und nach der zentralen Idee“, sagt Pace. Dies sei die wichtigste Aufgabe fürs Studium.
Die Ausstellung „Werkstatt Humanismus“ wird am Sonntag, 6. Februar, 11.45 Uhr, in der Raphael-Kirche, Turnstraße 5, in Pforzheim eröffnet. Sie ist bis 24. Februar dienstags von 15 bis 16.30 Uhr und donnerstags von 12 bis 13 Uhr zu sehen sowie zur Werkschau der Hochschule Pforzheim am Freitag, 11. Februar, und am Samstag, 12. Februar, von 11 bis 17 Uhr. Bildergalerie auf www.pz-news.de
Hat eine Skulptur von beklemmender Wirkung geschaffen: Desiree Wenskus.
Gestaltet seine Hand mit vielen Kontrasten: Nico Alber.

Michael Müller, Pforzheimer Zeitung

Pforzheimer Zeitung vom 31.01.2022:

Mutig für die Menschlichkeit
Pforzheims großer Sohn Johannes Reuchlin setzte auf das Licht des Wissens. Er widerstand mächtigen Feinden. Zum Geburtstag feiert ihn ein Gottesdienst.

„Reuchlin ist ein Vorbild für die Vision eines menschlichen Europas“, sagt die Pfarrerin der Friedensgemeinde Heike Reisner-Baral am Sonntagvormittag beim Gottesdienst in der Schloßkirche. „Ich bin stolz auf den bekanntesten Sohn unserer Stadt und bewundere seinen Mut, sich gegenüber dem mächtigen Apparat der Kirche für die Menschlichkeit einzusetzen.“ Anlass für die Veranstaltung zu Ehren des Humanisten Johannes Reuchlins geben sein 500. Todestag in diesem Jahr und sein 567. Geburtstag am 29. Januar.
Ausgehend von Reuchlins Gedankengut, sucht Reisner-Baral im Rahmen des Gottesdienstes das Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum. Sie sprechen über politische und gesellschaftliche Fragen in Bezug auf die Europäische Union. Nach seiner Vision gefragt, antwortet Krichbaum: „Europa eine Seele geben“.

Nicht selbstverständlich

Er erinnert an den Mut der Gründungsväter Charles de Gaulle und Konrad Adenauer und betont, dass Toleranz und Frieden, für die auch Reuchlin steht, keineswegs eine Selbstverständlichkeit sind. Nach wie vor müsse man für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufstehen, streiten und kämpfen. Machthaber wie Putin sähen in den Werten eine Bedrohung. Länder wie die Ukraine, die sich auf das europäische Gedankengut zubewegen, dürfe man deshalb nicht allein lassen. Dasselbe gelte für Menschen, die inner-halb der eigenen Landesgrenzen Anfeindungen erfahren. Aus Krichbaums Sicht braucht es dafür vor allem Dialog. Im Großen in Form von Diplomatie und im Kleinen in Form von Begegnungen und Austausch, die sich durch Städtepartnerschaften und Sprachunterricht fördern lassen.

Torte, Ständchen, Nickerchen

Was Johannes Reuchlin selbst dazu gesagt hätte? Reisner-Baral zitiert ihn mit den Worten „verbrennt nicht, was ihr nicht kennt“. Krichbaum stellt sich vor, dass Reuchlin die Demokratie wie die Verwirklichung eines fantastischen Traums vorkommt. Gespielt von Gunnar Gstettenbauer, Mitglied des Amateurtheatervereins am Kulturhaus Osterfeld, ist Reuchlin eigentlich auch höchstpersönlich anwesend. Allerdings hat ihn die Zeitreise zu sehr erschöpft, um sich einzumischen. Die Interpretation seiner Person überlässt er anderen und schläft die meiste Zeit über im Hintergrund. Bei seinen kurzen Auftritten erfreut er sich am Orgelspiel von Rolf Schönstedt, dem Ständchen von Axel Pfrommer auf dem Flügelhorn, seinen Gästen sowie der Geburtstagstorte, die der Chefdramaturg des Stadttheaters Peter Oppermann für ihn anfertigen ließ.

Sofia Morelli, PZ

Aleida Assmann über Johannes Reuchlin

29.01.2022

Aleida Assmann

Aleida Assmann schreibt zu Johannes Reuchlins 567. Geburtstag:

Wenn wir an Reuchlin denken, blicken wir über 500 Jahre hinweg in eine Zeit, in der die Grundlagen unserer Kultur gelegt wurden. Um 1500 begann die Moderne in verschiedenen Gestalten, die sich mit drei Stichworten erfassen lassen: Humanismus, Reformation und Kolonialismus. In der Welt des Umbruchs, in die er hineingeboren wurde, war er ein hervorragender Anwalt für kulturelle Öffnung, für Verständigung und Übersetzen, sowie für die Verknüpfung von Überlieferungen. In Zeiten der Spaltungen und Feindbilder verkörperte er einen humanen Humanismus und setzte entgegengesetzte Zeichen. Was schulden wir ihm an seinem Geburtstag? Nichts anderes, als diese Zeichen wiederzuentdecken und immer wieder fruchtbar zu machen.“

Wir freuen uns sehr, Prof. Dr. Aleida Assmann am 28. Mai 2022 bei uns in Pforzheim begrüßen zu dürfen!
Nähere Informationen finden Sie in Kürze in unserem Veranstaltungskalender.

Reuchlin gehört allen!

 

Das Reuchlinjahr 2022:
Erinnern, Mitmachen, Mitgestalten.

Johannes Reuchlin

Johannes Reuchlin (1455-1522) ist eine der herausragenden Gestalten der Pforzheimer Geschichte. Sein Einsatz für Toleranz, Respekt und Menschenrechte haben den großen Humanisten bis heute ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Seine Botschaft „Erkundet das Fremde, zerstört es nicht“ ist mit Blick auf den lokalen und globalen Wandel aktueller denn je.

Der Todestag Reuchlins jährt sich am 30. Juni 2022 zum 500. Mal. Das ist Anlass für die Stadt Pforzheim, ein großes Reuchlinjahr zu begehen. Das Motto lautet: Reuchlin gehört allen! Das Reuchlinjahr ist als Mitmach- Jubiläum konzipiert: zum Erinnern, zum Mitmachen und zum Mitfeiern. Die gesamte Stadtgesellschaft ist herzlich dazu eingeladen. Kulturschaffende, Vereine, Institutionen sowie Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Region wirken an dem gemeinsamen und vielfältigen Veranstaltungsprogramm mit, das der Reuchlinbeauftragte der Stadt Pforzheim, Dr. Christoph Timm, kuratiert. Das reich gefüllte Programmbuch erscheint am 25. Januar. Gleichzeitig geht der digitale Kalender des Reuchlinjahres online.Reuchlin war ein blitzgescheiter Gelehrter, promovierter Jurist, ein Sprachgenie, das sechs Sprachen beherrschte, Literat und Philosoph: ein Humanist durch und durch, der stets den Menschen in den Mittelpunkt seines Denkens rückte.

Indem wir Reuchlins Leben, Werk und Wirkung bei Führungen und Vorträgen, in Ausstellungen und Konzerten, im Theater, Kino, bei Lesungen sowie bei museumspädagogischen Veranstaltungen und in vielfältigen Projekten, analog und digital, beleuchten, tragen wir zur Verbreitung der Kenntnis dieses außergewöhnlichen Europäers und Verfechters der Menschenrechte quer durch alle Gruppen der Stadtgesellschaft bei.

Reuchlin hat lediglich die ersten fünfzehn Jahre seines Lebens in Pforzheim verbracht. Danach begann seine akademische Laufbahn, die ihn weit über die Grenzen des Reiches hinaus führte, etwa ins Umfeld der Medici in Florenz. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Reuchlin in Stuttgart, wo er 1522 in der Leonhardkirche seine letzte Ruhestätte fand. Er ist seiner Geburtsstadt sein Leben lang eng verbunden geblieben, wie seine Signatur: „Ego Johannis Reuchlin phorcensis“ belegt: „Ich bin Johannes Reuchlin aus Pforzheim“.

Ausschreibung Schmuck+ 2022

29.01.2022

Logo-Sektion Schmuck Pforzheimer Kulturrat e.V.

Liebe Schmuckschaffende,

die erste Schmuck+ in Kooperation mit dem Alten Schlachthof Pforzheim war 2021 ein voller Erfolg. Wir gehen in die nächste Runde und veranstalten die Schmuck+ erneut am ersten Juliwochenende 2022 im Alten Schlachthof Pforzheim. Es soll wieder ein breites Spektrum an Schmuck, Design und Objekte der Alltagskultur gezeigt werden.

Parallel wird in Pforzheim 2022 das Reuchlinjahr gefeiert, bei dieser Veranstaltung, die über Pforzheim hinaus strahlen wird, wollen wir dabei sein und unsere Veranstaltung Schmuck+ Reuchlin nennen. Das heißt es wird innerhalb der Veranstaltungsräume in der Zeit der Schmuck+ eine Ausstellung, Events oder eine Installation geben, die an Johannes Reuchlin erinnern wird. Auch ihr werdet dazu aufgerufen, euch mit dem wichtigsten europäischen Botschafter des Humanismus auseinanderzusetzen. Vielleicht könnt ihr mit einem passenden Objekt dazu beitragen, dass wir eine spannende Ausstellung zusammenstellen können. Es ist allen freigestellt, etwas zu Reuchlin zu entwickeln, weitere Infos folgen.

Unser Anliegen ist, nicht nur eine Verkaufsveranstaltung zu planen, sondern auch aktuelles Zeitgeschehen oder aktuelle Themen aufzugreifen. Seid Teil davon und bewerbt euch zur Schmuck+ Reuchlin am 2. und 3. Juli 2022. Alle Infos auch auf der aktualisierten Internetseite www.schmuckplus-pforzheim.com

Herzliche Grüße vom Team der Schmuck+
Stefanie Prießnitz, Regina Rieber, Kerstin Mayer, Sabine Hauss, Jens Alemann

Ansprechpartnerin: Stefanie Prießnitz 07231-6036722

Bewerbung-Schmuck-Plus-2022
Teilnahmebedingungen-Schmuck-Plus-2022

Pforzheimer Kurier vom 29.01.2022:

Abendgedenken in Pforzheim: Digitale Friedensbotschaften aus der ganzen Stadt

Lange war das genaue Geburtsdatum von Pforzheims großem Sohn Johannes Reuchlin falsch datiert. Inzwischen weiß man jedoch: Es war „zur 9. Stunde des Nachmittags“ am 29. Januar 1455. Eine historische Würdigung.

Den ganzen Artikel des Pforzheimer Kuriers finden Sie hier.
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